Die Altersverteilung in der Gesellschaft sorgt für immer kürzere Abstände beim Generationenwechsel. Aktuell verabschieden sich die Baby-Boomer in den Ruhestand und die Generation Z steigt ins Berufsleben ein. Dieser Altersgruppe wird oft nachgesagt, man müsse sie zur Arbeit tragen. Das heißt: Die Generation Z tickt anders als ihre Vorgänger und stellt Unternehmen vor die Frage, wie sie junge Nachwuchskräfte gewinnen und integrieren – ohne sich zu verbiegen. In diesem Beitrag erfahren Sie wie die neue Generation tickt, woran Sie erkennen, dass Ihr Unternehmen Defizite hat und wertvolle Tipps auf was Sie achten müssen, damit die Integration gelingt.

Generation Z: Wer ist das überhaupt?

Wenn von der Generation Z die Rede ist, sprechen wir von den Jahrgängen 1996 bis 2010. Grundsätzlich muss klar sein: Die Übergänge von einer Generation zur nächsten sind fließend. Darüber hinaus bedeuten Aussagen über Einzelpersonen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Generation, immer eine Pauschalisierung. Es geht an dieser Stelle darum, Trends aufzuzeigen und Erfahrungen aus der Recruiting-Praxis zu teilen. Um die Generation einzuordnen, hilft ein Blick auf die folgende Grafik.

Welche Ereignisse prägen die Generation Z?

Sie kennen die Welt in der digitalen Transformation. Ein Leben ohne Internet? Unvorstellbar. In Wohlstand und Frieden aufgewachsen, liberal und antiautoritär erzogen, spielen für sie die Themen Umweltschutz und Klimawandel eine große Rolle. Die Pandemie hat eine zentrale Lebensphase, nämlich die Ausbildung und den Einstieg in die Arbeitswelt, intensiv geprägt. Schwierige Bedingungen für den Fach- und Führungskräftenachwuchs, die sich in ihren Einstellungen und Werten wiederfinden.

Wie tickt die Generation Z?

Weil sie mit der digitalen Technik aufgewachsen ist, verschmelzen bei der Gen Z das Real Life und die virtuelle Welt. Entscheidungen treffen ihre Vertreter meist kurzfristig und bleiben gerne unverbindlich – es könnte sich eine bessere Option ergeben. Sie sind es gewohnt, frei zu handeln und sich um ihre Selbstentfaltung zu kümmern. Gleichzeitig stehen sie unter hohem Druck: Die Auswahlmöglichkeiten und Informationen scheinen endlos und es mangelt an Zeit für gründliches Nachdenken.

Die wichtigsten Indikatoren für Generationenprobleme

Erfahrungsgemäß deuten eine hohe Fluktuation unter jüngeren Mitarbeitern und überdurchschnittliche Fehlzeiten auf Schwierigkeiten in der Integration von Nachwuchskräften hin. In der Folge steigt der Altersdurchschnitt und es wird zunehmend schwer, Kandidaten der Generation Z vom Unternehmen zu überzeugen. Möglicherweise springt die Generation Z bereits sehr früh im Bewerbungsprozess ab, weil Sie sich nicht verstanden fühlt. Als weiteres Warnzeichen haben sich fehlende Mitarbeiterempfehlungen erwiesen. Mitarbeiterempfehlungen sollten Sie immer gezielt für Recruiting nutzen. Ein Blick in die sozialen Netzwerke kann Ihnen wertvolle Informationen liefern: Erhält Ihr Unternehmen auf Kununu & Co. schlechte Arbeitgeberbewertungen, müssen Sie gegensteuern.

13 Tipps, wie die Integration der Generation Z in Ihr Unternehmen gelingt

Tipp 1: Der Arbeitsplatz – das erwartet die Generation Z

Junge Mitarbeiter und Auszubildende wünschen sich einen sicheren Job mit Perspektiven für die Zukunft. Dazu gehören unbefristete Anstellungsverträge, die Übernahme nach der Ausbildung, Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Die Ausstattung mit moderner Technik am Arbeitsplatz ist für Digital Natives unverzichtbar. Gesunde Ernährung spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle, für die Gen Z gehören vegetarische oder vegane Speisen zum Alltag. Stehen auf dem Speiseplan der Kantine keine entsprechenden Angebote, kann die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz merklich sinken.

Tipp 2: Die Arbeitsumgebung – offen und entspannt

Stetiger Informationsfluss gilt dem Nachwuchs als selbstverständlich. Geheimniskrämerei oder das Verschweigen von Problemen ist nicht Teil ihrer Welt. Eine Atmosphäre, die sich durch Kontrolle und Druck auszeichnet, wird sie dazu verleiten, sich nach einer Alternative umzusehen. Pausenzeiten möchten die jungen Menschen zur Erholung nutzen. Sie wissen, dass ausreichende Erholungsphasen ihre Gesundheit fördern und ihre Leistungsfähigkeit steigern. Chillout-Zonen um sich zurückzuziehen oder locker arrangierte Aufenthaltsräume für Brainstormings gehören für die Generation Z zu einem attraktiven Arbeitsplatz.

Tipp 3: Der Arbeitsalltag: sinnvoll und abwechslungsreich

Gerade weil junge Nachwuchskräfte auf ihre Gesundheit achten, möchten sie im Arbeitsalltag Über- und Unterforderung vermeiden. Für KMU bedeutet das eine besondere Herausforderung, da sie über weniger Personal verfügen als Großkonzerne. Im Gegensatz zu den Baby-Boomern akzeptiert die Generation Z nicht jede Aufgabe – Arbeit soll Spaß machen. Das setzt auch flexiblere Arbeitszeiten und, wenn möglich, eine freie Wahl des Arbeitsortes voraus.

Tipp 4: Zusammenarbeit gestalten – Führungsaufgaben neu definieren

Die jungen Mitarbeiter geben sich nicht damit zufrieden, isolierte Aufgaben nach Vorschrift zu erfüllen. Sie suchen Sinn in ihrer Tätigkeit, dafür müssen sie das große Ganze verstehen und ihre Funktion im Gesamtprozess erkennen. Der Nachwuchs legt allgemein größeren Wert auf Zusammenhalt. Entscheidungen werden idealerweise im Team getroffen, gut funktionierende Teams brauchen im Grunde keine Führungskraft mehr. Die Zeit der ehrgeizigen Einzelkämpfer ist damit endgültig vorbei.

Tipp 5: Respektvolles und soziales Arbeitsklima

Ein wertschätzender Umgang mit allen Menschen im Unternehmen – unabhängig von der Position – sorgt für ein positives Arbeitsklima. Genau das erwartet die Generation Z. Regelmäßiges Feedback, nicht nur einmal im Jahr beim Jahresgespräch, und eine gewisse Fürsorge begeistern die Jungen. Sie sind behütet aufgewachsen und erwarten mehr Aufmerksamkeit als frühere Generationen. Ein umfassender Onboarding-Prozess, die Begleitung durch einen Mentor ab dem ersten Tag und regelmäßiger Kontakt nach dem Einstellungsgespräch kommen diesem Bedürfnis entgegen und steuert Kündigungen in der Probezeit wirksam entgegen. Vertreter der Generation Z kommunizieren auf Augenhöhe und möchten gemeinsam an einer Mission arbeiten.

 

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Tipp 6: Entwicklungschancen: Selbstbestimmung statt Karriere

Junge Kollegen nehmen Arbeitgeber genau unter die Lupe, wenn es um ihre Chancen zur Potenzialentfaltung geht. Dabei denken sie nicht zwangsläufig an die klassische Karriereleiter. Führungskraft zu werden liegt nicht mehr im Trend, wichtiger findet die Generation Z, dass sie ihre Talente und Fähigkeiten entwickeln kann und dabei möglichst frei entscheidet und handelt. Dafür brauchen sie Experimentierräume, eine offene Fehlerkultur und regelmäßiges Feedback, um eine steile Lernkurve zu erreichen. Sie fordern keine kostenintensiven Weiterbildungen, sondern bevorzugen flexible und günstige E-Learning-Formate.

Tipp 7: Gehalt – die Leistung zählt

Beim Thema Gehalt lassen sich Vertreter der Generation Z nichts vormachen. Sie kennen die markt- und branchenübliche Bezahlung und wissen, wie sich eine angemessene Gehaltskurve entwickelt. Ihr Gerechtigkeitssinn fordert, dass Leistungsträger besser bezahlt werden – unabhängig von ihrer Ausbildung oder ihrer Berufserfahrung. Außerdem bevorzugen sie Unternehmen, die ihre Belegschaft am Erfolg beteiligen. Die Zahlen müssen offen und in einer für die Mitarbeiter nachvollziehbaren Form veröffentlicht werden.

Tipp 8: Arbeitgebermarke entwickeln

Sie können an verschiedenen Ebenen ansetzen, um Ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Ein zentraler Bereich ist die Arbeitgebermarke. Analysieren Sie Ihr Ranking im Wettbewerbsvergleich und gestalten Sie Ihre Stellenausschreibungen ebenso professionell wie Sie Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Die Karriere-Website als Bewerbermagnet ist die Visitenkarte als Arbeitgeber. Befragen Sie Ihre Mitarbeiter nach deren aktueller Zufriedenheit und motivieren Sie sie, ihre Wünsche ehrlich zu äußern. Wichtig dabei: Authentische Rückmeldungen erhalten Sie nur, wenn Sie wirklich an einer Veränderung interessiert sind. Menschen spüren, wie ernst Sie es meinen und reagieren entsprechend.

Tipp 9: Unternehmenskultur: Anpassung an die neue Realität

Analysieren Sie die Unternehmenskultur. Sie spiegelt sich im täglichen Miteinander und beeinflusst interne Strukturen und Prozesse, auch wenn Ihnen das nicht bewusst ist. Eine Kulturanpassung stärkt einerseits die Arbeitgebermarke und ermöglicht es, passende Mitarbeiter einzustellen. Denn nur wer sich selbst kennt, kann Bewerber im Hinblick auf ihre Cultural Fit auswählen. Transparente, mehrstufige Auswahlverfahren, inklusive vorgeschalteter telefonischer Bewerbervorausauswahl in 10 Minuten, ersetzen individuelle Sympathieentscheidungen oder eine spontane Zusage aus dem Bauch heraus. Personaldiagnostik kann hier zusätzlich unterstützen.

Tipp 10: Social Skills vor Fachkompetenz

Vorgesetzte müssen keine Fachspezialisten sein, Social Skills sind ausschlaggebend. Moderne Führungskräfte übernehmen die Rolle als Coach und sorgen für eine positive Arbeitsatmosphäre. Interne Beförderungen von Fachkräften müssen Sie kritisch abwägen. Nur Personen mit Einfühlungsvermögen, die andere motivieren und aufrichtig zuhören, sind in der Lage, eine hohe Teamperformance zu erreichen. Moderation, Konfliktmanagement und Gesprächsführung lassen sich trainieren. Aber überspitzt formuliert: Ein exzellenter Entwickler ist nicht zwangsläufig auch ein guter Psychologe. Der zwischenmenschliche Aspekt bei Führungskräften ist heute wichtiger als fachliche Expertise.

Tipp 11: Auszubildende gewinnen und halten

Ein weiterer Hebel für erfolgreiches Recruiting der Generation Z sind hochwertige Ausbildungsangebote und ein entsprechendes Azubimarketing. Ausbildungsplätze reduzieren oder gar streichen bleibt nicht ohne Folgen. Motivierter, qualifizierter Nachwuchs entscheidet über die Zukunftsfähigkeit und sollte entsprechend akquiriert und an das Unternehmen gebunden werden. Bieten Sie Benefits speziell für die junge Generation. Mitarbeitervorteile, nicht nur für Azubis, die noch nicht jedes Unternehmen anbietet, finden Sie in dem Beitrag Mitarbeiter-Benefits: Kreative Ideen für kleine Budgets.

Tipp 12: Kündigungen als Chance verstehen

Achten Sie auf wertschätzende Kommunikation – beim Eintritt und auch in Austrittsgesprächen. Bleiben Sie hartnäckig und erforschen Sie die Gründe, warum gerade jüngere Mitarbeiter Ihr Unternehmen verlassen. Nichts ist aussagekräftiger als die Aussagen ehemaliger Mitarbeiter – schließlich haben sie nichts mehr zu verlieren. Diese Informationen geben wertvolle Impulse für den Change in Richtung Zukunft und erhöhen gleichzeitig die Chance, ehemalige Leistungsträger zurückzuholen. Verdiente Ex-Mitarbeiter zurück zu gewinnen entlastet Ihr Recruiting-Budget und ist leichter als Sie denken.

Tipp 13: Sich auf die Generation Z einlassen

Junge Menschen und ihre Einstellung zu Arbeit, Werten und Leistung negativ zu bewerten hat Tradition. Schon Sokrates klagte über die Kinder seiner Zeit. Sie würden weder Eltern noch Lehrer respektieren und Lebensmittel verschwenden. Sein Fazit: Das sind Tyrannen. Eine negative Haltung gegenüber der neuen Generation von Mitarbeitern ist daher fehl am Platz. Es geht darum, sie zu verstehen und eine gemeinsame Linie zu entwickeln. Außerdem handelt es sich um die Kinder und Enkel, an deren Entwicklung Personalverantwortliche ebenfalls Einfluss haben.

Die Chance für gemeinsames Wachstum

Beide Seiten profitieren, wenn sich Unternehmen auf die Generation Z einlassen. Ein Beispiel: Verkrustete Führungsstrukturen führen dazu, Fehler zu vertuschen. Die Folge: Mitarbeiter investieren Zeit und Energie, um Fehler zu verschleiern, statt daraus zu lernen. Zukunftsfähige Unternehmen können jedoch nicht auf eine offene, konstruktive Fehlerkultur verzichten. Wenn Mitarbeiter sich für ein erfolgskritisches Projekt besonders engagieren und vorübergehend auf gewohnte Annehmlichkeiten verzichten müssen, ist der Nachwuchs gefordert. Die Generation Z lernt, dass Gemeinschaftssinn auch bedeutet, die eigenen Bedürfnisse zum Wohl des großen Ganzen zurückzustellen. Sie können nur gewinnen!

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