Ausbildungsplätze streichen – nicht ohne Folgen

Aufgrund der aktuell angespannten wirtschaftlichen Situation planen einige Unternehmen Ausbildungsplätze zu streichen und sind verunsichert. Ist das eine kluge Entscheidung?

Beim Blick auf die aktuellen Wirtschaftsdaten könnte der Atem durchaus ins Stocken geraten: Das Bruttoinlandsprodukt brach vom ersten zum zweiten Quartal 2020 um mehr als zehn Prozent ein. Im Juli befanden sich fast sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit und die Zahl der Arbeitssuchenden stieg von Juni auf Juli 2020 um 57.000. (Quelle: Statista, 07.08.2020)

Die Prognosen deuten auf eine leichte Erholung hin – die Gesamtsituation bleibt angespannt und unsicher. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, alle Optionen zu prüfen, mit denen sich Kosten reduzieren lassen.

Inwieweit ist es sinnvoll, Ausbildungsplätze zu reduzieren oder weiterhin in den Nachwuchs zu investieren?

Ausbilden: Lohnt sich die Investition?

Wenn die Konjunktur eingebrochen ist bedeutet Fachkräfte auszubilden eine kostenintensive und längerfristige Investition.

Gleichzeitig stimmen laut Arbeitsagentur die Arbeitgeber überein, dass die Corona-bedingte Schwäche der Konjunktur die Ausbildung neuer Fachkräfte nicht bremsen sollte. Der Fachkräftemangel ist durch Corona nicht verschwunden und bleibt akut. Auch dann noch, wenn die Wirtschaft wieder brummt.

Dies gilt ganz besonders für die gewerblichen Berufe und das Handwerk. Der aktuelle Trend ein Studium der klassischen Ausbildung vorzuziehen, ist ungebrochen. Wer nicht selbst ausbildet, muss sich dauerhaft und intensiver um Nachwuchskräfte bemühen und hat in einigen Jahren möglicherweise das Nachsehen, wenn die Konjunktur wieder voll anspringt. Unternehmen fehlen dann Arbeitskräfte, die Sie mit hohem finanziellem und personellem Aufwand auf dem Arbeitsmarkt neu rekrutieren müssen.

Kurzfristig mag Ausbildungsplätze streichen eine einfache und schnell wirksame Option sein. Mittel- und langfristig erhöht es den Aufwand. Denn: Junge Fachkräfte zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden, ist eine der zentralen Aufgaben von Personalverantwortlichen in der Arbeitswelt 4.0.

Wenn Unternehmen auf einmal nicht mehr ausbilden, spricht sich das schnell herum und kann dazu führen, dass ihr Image leidet und sie von außen nicht mehr aus Ausbildungsbetrieb wahrgenommen werden. Denken Sie an mögliche negative Arbeitgeberbewertungen. Mit fatalen Folgen, wenn Unternehmen dann wieder Auszubildende benötigen, müssen sie mit verstärkten Kräften um den Nachwuchs werben und laufen Gefahr, dass die Auszubildenden zur Konkurrenz abwandern.

Auszubildende einfach mal machen lassen

Trauen Sie Ihren Auszubildenden mehr zu! Häufig werden diese an der kurzen Leine gehalten, für einfache Tätigkeiten herangezogen und können Ihr Potential gar nicht richtig entfalten. Wenn ein Azubi sich geschickt anstellt, kann er auch höherwertige Aufgaben gewissenhaft erledigen und eine enorme Bereicherung für den Betrieb sein. Egal ob zur Unterstützung von Kollegen, wenn es viel zu tun gibt oder als Urlaubs- oder Krankheitsvertretung. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Dann relativieren sich die monatlichen Ausbildungskosten im Vergleich zu einer ausgebildeten Fachkraft.

Ausbildungsplätze sichern statt streichen – mit staatlicher Prämie

Mit dem Förderprogramm “Ausbildungsplätze sichern” unterstützt die Bundesregierung kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und stellt dafür bis zu 500 Millionen Euro bereit. Sie verfolgt damit eine doppelte Strategie: Einerseits möchte sie verhindern, dass der Fachkräfte-Nachwuchs noch weiter zurückgeht und damit der deutschen Wirtschaft schadet. Gleichzeitig sollen junge Menschen vor der Arbeitslosigkeit bewahrt werden, wenn Ausbildungsplätze gestrichen werden.

Förderprogramm konkret: Unternehmen, die besonders hart von den Pandemie-Maßnahmen getroffen wurden, erhalten bis zu 2.000 Euro für jeden abgeschlossenen Ausbildungsvertrag.

Für alle Unternehmen gilt: Jeder zusätzliche Ausbildungsplatz wird mit einer Prämie von 3.000 Euro gefördert. Die Übernahme Auszubildender aus pandemiebedingt insolventen Betrieben wird mit dem gleichen Betrag gefördert.

Nähere Informationen mit den unterschiedlichen Beantragungsfristen der Förderprogramme erhalten Unternehmen von der Bundesagentur für Arbeit.

Der finanzielle Zuschuss vom Staat mag nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, weil der Aufwand und die Kosten für eine Ausbildung viel höher sind. Jedes Unternehmen befindet sich in einer einzigartigen Situation mit individuellen Herausforderungen und sollte sehr genau das Für und Wider abwägen ob Ausbildungsplätze gestrichen werden.

Wie ist Ihre Meinung zu Ausbildungsplätzen? Lassen Sie es mich wissen! Sie benötigen weitere Denkanstöße oder Hilfe?

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