Fachkräftemangel und die Pandemie haben den Arbeitsmarkt in einen Arbeitnehmermarkt verwandelt. Unternehmen kämpfen um qualifiziertes Personal und statten vakante Stellen mit immer attraktiveren Konditionen aus. Eine Folge: Angestellte kündigen häufiger ihren Job und treten eine Stelle bei der Konkurrenz an. Nicht immer hält die neue Realität den Erwartungen stand und der Mitarbeiter würde lieber gestern als heute an den alten Arbeitsplatz zurückkehren. Erfahren Sie, wie Sie als Arbeitgeber ehemalige Mitarbeiter zurückgewinnen und bereits bei Verlassen des Unternehmens die Weichen stellen.

Der Arbeitsmarkt von heute: Arbeitnehmer klar im Vorteil

Spezialisten und Fachkräfte gelten heute als wertvolle Ressource für den Unternehmenserfolg. Diese Tatsache ist den Mitarbeitern bewusst. Sie nutzen ihre Chance und kehren ihrem Arbeitgeber den Rücken, wenn sie von Wettbewerbern ein attraktives Jobangebot erhalten, ihren Horizont erweitern möchten oder sie allgemein nicht ganz zufrieden sind. Vielleicht spielen auch kreative Mitarbeiter-Benefits eine Rolle. Ist die Kündigung ausgesprochen, gilt es, den Weggang des Mitarbeiters für beide Seiten fair zu gestalten, um eine Rückkehr nicht völlig auszuschließen.

Nach der Kündigung – die Tür bleibt offen

Erfahrungsgemäß werden nicht alle Ex-Mitarbeiter an ihrem neuen Arbeitsplatz glücklich. Vielleicht hält der neue Arbeitgeber nicht alle Versprechen, die Atmosphäre im neuen Team ist angespannt oder unerwartete Umstrukturierungen verändern das Jobprofil. Konzernmitarbeiter tun sich meistens bei Mittelständlern schwer. Letztendlich kehrt auch im neuen Job Routine und eine gewisse Langweile ein. In solchen Fällen steigt die Chance, den Mitarbeiter zu einer Rückkehr zu motivieren. Das funktioniert jedoch nur, wenn Arbeitgeber und ehemaliger Mitarbeiter in einem guten Verhältnis zueinander stehen.

So profitieren Unternehmen von Rückkehrern

Verlässt ein Mitarbeiter die Firma, muss die vakante Stelle schnellstmöglich nachbesetzt werden – Mitarbeitersuche und Einarbeitung kosten Zeit und Geld.  Bleibt die Tür für einen Rückkehrer offen, profitiert das Unternehmen: die Stärken und Schwächen des Kandidaten sind bekannt, er bringt durch seine „Auszeit“ neue Erfahrungen und Impulse in den Betrieb und ist gleichzeitig mit den Abläufen und Gepflogenheiten vertraut. Im Idealfall dient der Rückkehrer mit seinen Kontakten zu den Kollegen der anderen Firma als Sprachrohr und wirbt zusätzliche Fachkräfte ab. Mitarbeiterempfehlungen gezielt für Recruiting zu nutzen, ist der effizienteste und günstigste Weg.

Trennung fair gestalten und in Kontakt bleiben

Die Option, in die Firma zurückzukehren, kommt für Ex-Mitarbeiter nur infrage, wenn sie einen angemessenen Abschied erleben und der Kontakt zum Arbeitgeber nicht völlig abreißt. Konkret heißt das: Sie heben zum Abschied die positiven Aspekte der Zusammenarbeit hervor, ohne reale Schwächen zu leugnen. Sie bieten dem scheidenden Mitarbeiter an, via Xing oder LinkedIn verbunden zu bleiben oder per Newsletter über neue Entwicklungen informiert zu werden. Sie laden ihn zu Tagungen oder Festen ein. Eine Gratulation zum Geburtstag freut jeden ehemaligen Mitarbeiter und Sie kommen ins Gespräch.

Positive Erinnerungen steigern die Motivation zur Rückkehr

Nach einem positiven Austritt kann der Ex-Mitarbeiter seinen neuen Kollegen kaum Negatives über Sie berichten. Im Gegenteil: Er weckt möglicherweise das Interesse an Ihrem Betrieb. Vorausschauendes Agieren bei einer Kündigung liegt folglich im Interesse des Unternehmens. Sollte der Mitarbeiter nicht zurückkehren, haben Sie mit professionellem Verhalten trotzdem Ihre Arbeitgebermarke gestärkt. Allen Betrieben unterlaufen Fehler – sie nicht zu leugnen, sondern zur Weiterentwicklung zu nutzen macht den Unterschied.

Austrittsprozess positiv gestalten

Folgende Aspekte spielen erfahrungsgemäß eine wichtige Rolle beim Austrittsprozess: Verlässt ein Mitarbeiter das Unternehmen, geht es nicht nur darum, die Formalitäten zu erledigen. Natürlich müssen Unterlagen und Arbeitsmaterial zurückgegeben und Mitarbeiteraccounts gesperrt werden. Ein Austrittsgespräch, an dem der Ex-Mitarbeiter, sein Vorgesetzter und Vertreter der Personalabteilung teilnehmen, ist für einen konfliktfreien Abschied unverzichtbar. Ein respektvolles und offenes Gesprächsklima sorgt für klare Verhältnisse. Beide Seiten können Missverständnisse aus dem Weg räumen und voneinander lernen.

Von Ex-Mitarbeitern lernen

Kündigt ein Mitarbeiter, begründet er seine Entscheidung normalerweise mit sachlichen Argumenten. Offene Konflikte möchte er in dieser Situation meist nicht forcieren. Allerdings müssen Arbeitgeber davon ausgehen, dass hinter den rationalen Erklärungen weitere Gründe stehen. Nur wenn sie die tatsächlichen Auslöser für den Abgang kennen, können sie daran arbeiten. In den meisten Fällen verlassen Kollegen den Betrieb, weil sie sich zu wenig wertgeschätzt fühlten, mit der Leistung der Führungskraft nicht zufrieden waren oder sie keine Aufstiegs- und Entwicklungschancen mehr gesehen haben. Sollte diese Unzufriedenheit nach außen kommuniziert werden, sollten Sie das im Blick haben. Dabei kommt es auf den richtigen Umgang mit Arbeitgeberbewertungen auf einschlägigen Portalen an.

 

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Die eigene Verantwortung erkennen

Natürlich kommt es immer wieder vor, dass Mitarbeiter aufgrund privater Veränderungen oder beruflicher Umorientierung das Unternehmen verlassen. Tritt dies häufiger auf und spielen private Gründe keine oder eine vermeintlich vorgeschobene Rolle, sollte eine intensive Ursachenforschung stattfinden. Die Bedeutung der Führungskraft ist dabei nicht zu unterschätzen. Der Arbeitskräftemangel macht es frustrierten oder enttäuschen Kollegen leicht, einem inkompetenten Vorgesetzten den Rücken zu kehren. Meist wandern Leistungsträger zuerst ab. Hier gilt es intern vorzubeugen.

Umgang mit Kontaktdaten von Ex-Mitarbeitern

Trotz aller Bemühungen existiert keine Garantie für einen Austrittsprozess ohne Differenzen. Es besteht jedoch kein Grund, im Rahmen eines positiv verlaufenden Austritts den scheidenden Kollegen nach der Erlaubnis zu fragen, seine Kontaktdaten zu speichern. Die meisten Unternehmen bauen Talent-Pools auf um auf Initiativ-Bewerber oder nicht ganz passende Kandidaten im Bedarfsfall zurückzugreifen. Auch passende Ex-Mitarbeiter können dort ihre Daten hinterlegen und über freie Stellen und neue Projekte informiert werden. Kommt ein ehemaliger Kollege für eine Vakanz in Frage, sollten Sie einiges beachten.

Fallstricke bei der Wiedereinstellung

Es kann passieren, dass der Ex-Mitarbeiter nach einiger Zeit erneut kündigt oder sogar Sie als Arbeitgeber die Kündigung aussprechen. Der Anlass für den ersten Wechsel besteht unter Umständen weiter – zumindest teilweise. Das können alte Konflikte im Team sein, die durch die Rückkehr wieder an Dynamik gewinnen oder Differenzen, die während des Austritts entstanden sind. In jedem Fall sollten Unternehmen potenzielle Risiken analysieren und frühzeitig gegensteuern.

Sind Widerstände zu erwarten?

Nur wenn das gesamte Team an einem Strang zieht, kann der Wiedereinstieg gelingen. Sobald die Kollegen Zweifel an der Verlässlichkeit des Rückkehrers hegen oder seinen Erfahrungen und Impulsen skeptisch gegenüberstehen, besteht die Gefahr, dass das Wiedereinstiegs-Projekt scheitert. Dies gilt ebenfalls, wenn der ehemalige Mitarbeiter seine Zeit bei der Konkurrenz als etwas Besonderes hervorhebt und auf diese Weise Konflikte provoziert. Eventuell ist der Cultural Fit des Ex-Mitarbeiters nicht optimal oder Teile des Jobprofils passen nicht zu seinen Fähigkeiten.

Wiedereinsteiger im Bewerbungsprozess

Wie bereits erwähnt, könnte der Ex-Mitarbeiter nach seiner Rückkehr erneut kündigen. Diese Gefahr reduzieren Sie, indem der ehemalige Kollege – wie alle anderen Kandidaten – den Bewerbungs- und Auswahlprozess durchläuft. Er erfährt keine Sonderbehandlung. Fehlbesetzungen bei interner Stellenbesetzung lassen sich vermeiden. Außerdem kann es sinnvoll sein, das ehemalige Team über die Bewerbung zu informieren und ein aktuelles Stimmungsbild zu erfragen. Die alten Kollegen kommen durch den Abstand vielleicht zu einer anderen Einschätzung als zum Zeitpunkt des Austritts.

Die zweite Chance nutzen

In jedem Fall profitiert der Arbeitgeber von einer erfolgreichen Rückkehr. Der Ex-Mitarbeiter bringt nicht nur neue Erfahrungen und Impulse mit, er verfügt zudem über ein hohes Maß an Motivation. Der größte Vorteil: Die Einarbeitungszeit ist sehr gering und er ist schnell wieder im Thema. Ein abgespecktes Onboarding ist auch für Wiedereinsteiger sinnvoll, um Probezeitkündigungen wirksam gegenzusteuern. Sein Wiedereinstieg soll eine Erfolgsgeschichte werden. Dieses Potenzial gilt es zu erkennen und zu nutzen.

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