7 Recruiting Trends: Hype oder was funktioniert wirklich?

Recruiting Trends – darüber wird viel geschrieben. Es gibt zahlreiche Studien die von Jobbörsen, Personalberatungen, Anbietern von Bewerbermanagement-Software und Business-Netzwerken regelmäßig veröffentlicht werden. Aus diesem Grund fehlt die Neutralität, denn jedes Unternehmen das eine Studie herausgibt verfolgt im Grunde genommen seine eigenen Interessen.

Deshalb möchte ich in meiner Funktion als HR Consultant für Recruiting einen neutralen Blick auf ausgewählte Recruitingkanäle geben, die sich als Trend herauskristallisiert haben oder Dauerbrenner bleiben. Dabei möchte ich Tipps geben, wo es sich für kleinere und mittelständische Unternehmen mit wenig Budget lohnt einen stärkeren Fokus darauf zu richten.

Recruiting Trend 1: Karrierewebsite

Kleine Unternehmen rüsten auf

Viele Unternehmen rüsten auf, spätestens dann wenn Sie einen Relaunch Ihrer Unternehmens-Website planen und folgen aktuellen Recruiting Trends. Dabei geht es aber nicht nur um einen modernen Karriereauftritt. Alle externen Stellenausschreibungen müssen auf der Jobseite zu finden sein.

Prominente Einbindung

Auf jeden Fall ist eine prominente Einbindung auf Ihrer Website in der Headernavigation unter „Karriere“ oder „Jobs“ ein absolutes Muss. Es lässt sich mit wenig Aufwand realisieren um schnell gefunden zu werden. Dabei sollten Sie den Job-Reiter weder im Footer noch in der Unterebene der Navigation verstecken. Ebenso verpönt sind Stellen nur als Download, in Aufklappmenüs oder in einer abgespeckten Version anzubieten.

Mitarbeiter sprechen lassen

Allerdings ist unter einer Karriere-Website nicht nur eine Jobbörse mit Ihren Stellenausschreibungen zu verstehen. Sie sollten schon offenlegen, warum es sich lohnt bei Ihnen zu arbeiten. Welche Unternehmenskultur erwarten die Mitarbeiter, welche kreativen Benefits neben dem Gehalt gibt es? Somit ziehen Sie automatisch die richtigen Mitarbeiter an. Wobei Sie hier einen eigenen Bereich auf Ihrer Karriereseite schaffen. Warum lassen Sie Ihre Mitarbeiter nicht sprechen? Warum lohnt es sich bei Ihnen zu arbeiten? Mit diesen einfachen Mitteln wird Ihre Karriere-Website zum Bewerbermagnet.

Kandidatenfreundlicher Bewerbungsprozess

Des Weiteren gestalten Sie Ihre Stellenanzeigen attraktiv und möglichst nicht austauschbar. Schließlich werben Sie heute in den meisten Fällen um Kandidaten, nicht umgekehrt. Zudem sollte Ihre Karriereseite für alle Endgeräte mobil optimiert sein es versteht sich von selbst, dass sie schnell lädt. Wenn Sie eine Uploadmöglichkeit der Bewerbungsunterlagen anbieten, achten Sie auf einen kandidatenfreundlichen und schlanken Prozess. Infolgedessen haben Sie weniger Abbrüche und automatisch mehr Bewerber. Eine Digitalisierung des Recruiting-Prozesses mit einem Bewerbermanagement-System ist zur Unterstützung hilfreich.

Recruiting Trend 2: Online-Stellenanzeigen

Marktführer wirbelt den Stellenmarkt durcheinander

Der Platzhirsch „Stepstone“ hat kürzlich seine Preise nach Zielgruppen gestaffelt, teilweise deutlich angehoben, aber auch abgesenkt. Dazu wurden Leistungsbestandteile reduziert, im Gegenzug neue Zusatzleistungen mit hinzugenommen, deren Mehrwert schwer zu beurteilen ist. Abgesehen davon können Sie als Neukunde jetzt sogar tageweise schalten. Die Kreativität kennt keine Grenzen, um sich einer Vergleichbarkeit von Leistungen und Preisen zu entziehen. Kurzum, einer der kommenden Recruiting Trends bei Stellenbörsen.

Abomodell mit Active Sourcing im Kombipaket

Demzufolge springen Mitbewerber gleich auf diesen Zug auf und kombinieren die Stellenanzeige mit der Direktsuche. „Monster“ bietet zusätzlich zur klassischen 30-Tage-Schaltung mit extra Social Media-Slot jetzt ein Abomodell in Kombination mit Active Sourcing an. Somit zahlen Sie die ersten Tage gar nichts und weniger als vorher, wenn Sie rechtzeitig nach einer Stellenbesetzung kündigen. Außerdem können Sie sogar noch flexibel Stellen austauschen. Wenn alles nichts hilft, können Sie im Lebenslauf-Pool Kandidaten recherchieren und direkt ansprechen. Was bleibt ist die Unsicherheit, ob die Stelle bei den “Generalisten”  besetzt werden kann oder das Budget am Ende verpufft. Unter dem Strich blickt keiner mehr so richtig durch im Angebotsdschungel der über 1.000 Onlinejobbörsen.

Pay per Click statt Pauschalpreis

Welche günstigen, resonanzstarken und transparenten Alternativen bleiben noch? Deshalb kommen Unternehmen an „Indeed“ nicht vorbei. Die größte Jobsuchmaschine der Welt veröffentlicht Ihre Stellenanzeigen automatisch von Ihrem Jobportal. Stattdessen können Sie Stellen kostenlos manuell anlegen, wenn es nicht klappt. Für mehr Sichtbarkeit sorgen Premium-Anzeigen, die dauerhaft oben platziert sind, wenn Sie dafür Geld bezahlen. Somit bezahlen Sie nur für den Klick auf Ihre Anzeige und nicht pauschal für eine Schaltung unabhängig vom Bewerbereingang. Übrigens gilt das gleiche auch für Google-Adwords, wo Sie ebenso Stellen veröffentlichen können.

Kostenlos und ganz oben mit Google for Jobs

Auf jeden Fall lohnenswert ist nach wie vor „Google for Jobs“, obwohl der Hype seit der Einführung in 2019 spürbar abgeklungen ist und streng genommen nicht mehr zu den Recruiting Trends zählt. Eigentlich unverständlich, weil Ihre Stellen prominent an erster Stelle, direkt nach den bezahlten Suchergebnissen, auftauchen. Im Grunde genommen nutzen es nach wie vor wenige Unternehmen, obwohl es vollkommen kostenlos ist. Hierzu muss nur eine Schnittstelle nach Google-Vorgaben zu Ihrem Jobportal eingerichtet werden. Somit werden die Stellen automatisch bei jeder Jobsuche mit ausgespielt und sorgen für zusätzliche Bewerber.

Recruiting Trend 3: Social Media Recruiting

Werbebanner buhlen um passiv Suchende

Als förmlich explodierender Werbekanal unter den Recruiting Trends wäre die Nutzung der Social Media Kanäle zu nennen. Wenngleich täglich neue Anbieter wie Phönix aus der Asche Ihre Dienstleistung anbieten und Facebook & Co. mit Werbeanzeigen durchfluten, werden noch Kandidaten gefunden. Dabei werden zielgruppenadäquate Werbeanzeigen in den sozialen Netzwerken ausgespielt um die passiv Suchenden anzusprechen. Im Anschluss erwartet dem Jobinteressenten ein abgespeckter und unkomplizierter Bewerbungsprozess. Folglich lohnt es sich am meisten bei niedrig qualifizierten Stellen, die sonst wenig Alternativen bieten.

Intransparenz – wo bleibt mein Budget?

Also, es ist darauf achten, wie professionell die Anbieter im Performance-Personalmarketing arbeiten. Wieviel Budget investiert der Dienstleister tatsächlich für die Ausspielung der Werbung und was verbleibt für die Kampagnensteuerung? Dabei ist es das Ziel immer möglichst viele Zielkandidaten zu erreichen. Die wenigsten lassen sich hier in die Karten schauen. Das heißt mit 300 Euro Werbebudget wird man bei Engpasszielgruppen kaum Reichweite erzielen und genügend Bewerber finden. Folglich garantieren seriöse Anbieter eine Mindestanzahl von Bewerbern.

Wettbewerb nimmt zu

Letztlich buhlen immer mehr Unternehmen um die gleichen Kandidaten in Ihrer Region. Demzufolge bleibt es abzuwarten wie sich der Wettbewerb um Fachkräfte im Social Media Recruiting entwickelt. Womöglich tritt ein ähnliches Phänomen ein, wie bei anderen Recruiting-Kanälen. Kurz gesagt, geht die Resonanz dann spürbar zurück, wenn alle im gleichen Teich fischen.

Recruiting Trend 4: Mitarbeiterempfehlungen

Der Headhunter im eigenen Unternehmen

Die großen Unternehmen tun es schon lange und immer mehr Mittelständler ziehen nach. Auf jeden Fall der Aufsteiger unter den Recruiting Trends. Unternehmen nutzen gezielt die Kontakte und Multiplikatoren Ihrer bestehenden Mitarbeiter, um neue Mitarbeiter zu finden. Anders gesagt, wird der eigene Mitarbeiter zum Headhunter, nur viel günstiger. Immerhin sollte es dem Unternehmen auf jeden Fall ein kleines Dankeschön wert sein, wenn alles klappt. Somit fühlen sich viele Mitarbeiter wertgeschätzt und sind motiviert weiterhin aktiv zu sein.

Kleine Unternehmen profitieren genauso

Der große Vorteil gegenüber dem klassischen Headhunter: Die eigenen Mitarbeiter wissen am allerbesten wer ins Unternehmen passt. Schließlich hat auch der werbende Mitarbeiter einen guten Ruf zu verlieren. Richtigerweise hat ein kleines Unternehmen mit 50 Mitarbeitern natürlich weniger Multiplikatoren als ein Konzern mit tausenden von Mitarbeitern. Nichtsdestotrotz lohnt es sich bereits für kleine Unternehmen flankierend zu anderen Recruitingmaßnahmen regelmäßig über gezielte Mundpropaganda ihrer Mitarbeiter Kandidaten zu gewinnen. Weitere Tipps wie Sie Mitarbeiterempfehlungen gezielt für Ihr Recruiting nutzen und incentivieren finden Sie hier.

Recruiting Trend 5: Active Sourcing

Nur 30% aktiv Stellensuchende

Die Direktsuche mit Active Sourcing ist als einer der führenden Recruiting Trends weiter im Vormarsch. Infolgedessen haben immer mehr Unternehmen erkannt, dass die besten Talente aktiv angesprochen werden müssen. Schließlich sind nur ca. 30 % aller Arbeitnehmer aktiv auf Stellensuche.

Kandidaten werden mit Anfragen bombardiert

Deshalb das Problem: Xing und LinkedIn sind immer mehr überfischt. Früher eine Domäne nur von Headhuntern und Konzernen. Jetzt hat auch der Mittelstand die gezielte Abwerbung für sich entdeckt. Insofern reagieren immer weniger Kandidaten in absoluten Engpassberufsgruppen, weil Sie mit Anfragen regelrecht bombardiert werden. Zum Beispiel im IT-Umfeld und aktuell sogar bei kaufmännischen Positionen wie der Buchhaltung oder der Steuerfachangestellten. Außerdem problematisch, dass längst nicht alle Talente über Business-Netzwerke zu finden sind. Je niedriger die Hierarchiebene, je älter die Kandidaten und umso technischer das Berufsbild, desto weniger werden Recruiter fündig.

Kosten und Zeiteinsatz beachten

Xing oder LinkedIn ohne Recruiter-Zugang ist kaum mehr für eine umfassende Recherche geeignet. Suchfunktionen werden täglich eingeschränkt, schließlich wollen die Anbieter ihre Produkte verkaufen. Dabei stellt sich schnell die Frage ab wann sich ein Recruiter-Zugang rentiert, der für beide Plattformen schnell mehr als 10.000 Euro pro Jahr verschlingt. Sicherlich nicht für sporadische Einstellungen geeignet und womöglich noch für Zielgruppen, die gar nicht in ausreichender Zahl in Netzwerken vertreten sind. Also lohnt es sich genau hinzuschauen für welche Stellen ein kostspieliger Account für die Direktsuche beauftragt wird und wer Zeit hat sich umfassend damit zu beschäftigen.

Recruiting Trend 6: Nachwuchsgewinnung

Wichtigkeit der Ausbildung erkannt

Im Grunde genommen kann die Rekrutierung qualifizierten Nachwuchses als der Dauerbrenner der Recruiting Trends bezeichnet werden. Zumal Mittelständler endlich erkannt haben, dass es sich lohnt in den Nachwuchs zu investieren und Ausbildungsplätze streichen, nicht ohne Folgen bleiben. Da es enorm schwierig geworden ist, erfahrene Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Aufgrund der Pandemie sind einschlägige Karrieremessen ganz weggefallen oder konnten virtuell nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen.

Marketingabteilung springt mit ein

Demzufolge sind Unternehmen kreativ im Personalmarketing geworden. Sie greifen immer häufiger auf die Expertise der Kollegen aus der Marketingabteilung zurück, um neue Wege zu gehen. Social Media Kanäle werden zu Rekrutierung genutzt und nicht nur für Kundepflege oder aus PR-Gründen mit Content bespielt. Inzwischen wird hier verstärkt um Azubis geworben.

Proaktives Azubimarketing

Zum Beispiel bietet sich an, das Unternehmen am Tag der offenen Tür oder im Rahmen eines Schnuppertages näher vorzustellen. Dabei ist es am wirkungsvollsten, wenn der Geschäftsführer selbst das Zepter in die Hand nimmt und direkt um Nachwuchs in den Schulen wirbt. Dort kann das eigene Unternehmen und die verschiedenen Berufsbilder spielerisch vorgestellt werden um die jungen Leute für eine Ausbildung zu begeistern. Dabei ist Eile geboten, denn der Wettbewerb um die jungen Talente nimmt in Schulen spürbar zu. Auf jeden Fall sollten bestehende Azubis eingebunden werden, das kommt sehr gut an und verfehlt garantiert nicht seine Wirkung.

Recruiting Trend 7: Personalberatung / Headhunter

Starker Wettbewerb im Active Sourcing

Personalberatungen haben trotz zunehmender Direktsuche der Unternehmen nicht an Bedeutung verloren und gehören zu den Recruiting Trends. Im Grunde genommen, kommen sie dann ins Spiel, wenn die Recruitingaktivitäten der Unternehmen ins Leere gelaufen sind. Dabei setzt sich der Recruiting Trend der letzten Jahre fort, dass ein Großteil der Headhunter ausschließlich über Active Sourcing via Xing & Co. und flankierend mit Stellenanzeigen arbeitet. Bestens ausgestattet mit allen Recruiting-Tools und der gewohnten Routine werden Kandidaten recherchiert. Allerdings stehen Headhunter bei der Suche immer stärker in Konkurrenz zu Unternehmen, die ebenso Business-Netzwerke nutzen. Dennoch kann sich der Einsatz eines Headhunters immer noch lohnen. Das Outsourcing, die tägliche Routine, eine Spezialisierung oder der Kandidatenpool bringen Vorteile.

Executive Search mit der größten Marktdurchdringung

Vereinzelt setzen Headhunter auf Executive Search, also die telefonische Suche, unabhängig von der Besetzung einer Führungsposition. Dadurch wird das komplette Kandidatenpotential bei der Direktsuche ausgeschöpft, unabhängig einer Verfügbarkeit oder Resonanz über soziale Netzwerke. Somit kann diese Suchmethode helfen, wenn Active Sourcing an seine Grenzen stößt. Zumal ein Exklusivauftrag mit einem höheren Honorar, sich durch die beschleunigte Stellenbesetzung und Garantieregelungen schnell relativiert.

Fazit

Auf welche Recruiting Trends sollten Unternehmen nun aufspringen und für sich nutzen? Kurz gesagt, eine moderne, bewerberorientierte Karriere-Website ist heute mehr denn je das A und O im Recruiting. Wer hier einen schlechten Eindruck hinterlässt wird von interessierten Kandidaten sofort abgestraft und alle aufwändigen Bemühungen auf sich aufmerksam zu machen waren umsonst.

Ohnehin ist es die Kombination einzelner Recruitingmaßnahmen die zum Erfolg führen. Ebenso hängt es davon ab, welche Position zu besetzen ist und welche personellen Ressourcen gegeben sind. Einige Aktivitäten lassen sich schnell anschieben, kosten wenig und sind sehr effektiv: Beispielsweise Mitarbeiterempfehlungen und die Veröffentlichung auf „Google for Jobs“. Dabei lohnt es sich die eingeschlagenen Wege bei Stellenanzeigen zu verlassen und mit Social Media Recruiting und klickbasierten Anzeigen zu experimentieren.

Zuletzt, wenn alles nichts bringt, kann die Direktsuche mit Active Sourcing oder über einen Headhunter weiterhelfen. Egal von welchen Recruiting Trends Sie sich inspirieren lassen, setzen Sie Ihre Personalmarketingkampagne professionell um. Denn nur dann werden Sie die gewünschten Ergebnisse erzielen.

Wie ist Ihre Meinung zu Recruiting Trends? Lassen Sie es mich wissen! Sie benötigen weitere Denkanstöße oder Hilfe?

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Ich bin Thomas Kratzer

Ihr Headhunter und Personalberater. Genauso bin ich Ihr Sparringspartner für Recruiting.

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