Azubi Recruiting stellt für viele Unternehmen ein notwendiges und schwieriges Unterfangen dar: Die Zahl unbesetzter Stellen insbesondere in technischen oder handwerklichen Berufen genauso wie im pflegerischen Bereich steigt. Gibt der Bewerbermarkt zu wenig Fachkräftenachwuchs her, müssen Unternehmen gezielt in Azubi-Marketing investieren. Worin liegen die Ursachen, dass der Azubi-Mangel sich weiter verschärft, warum ist es sinnvoll stärker in den Nachwuchs zu investieren und mit welchen Methoden schaffen es Unternehmen, Ausbildungsstellen sogar noch kurzfristig, mit wenig Budget, zu besetzen?
Vom Profi-Fußball lernen: Azubi Recruiting in KMU
Erfolgreiche Profi-Vereine legen großen Wert auf den eigenen Nachwuchs. Sie fördern gezielt die interne Jugendarbeit und nehmen auch junge Talente von außerhalb in ihren Kader auf, um Leistungsträger für den Verein aufzubauen. Diese Strategie ist langfristig effektiver, als auf dem Weltmarkt teure Profis einzukaufen. Mittelständler mit begrenztem Budget profitieren genauso, wenn sie ihren eigenen Nachwuchs ausbilden.
Mindset: Verzerrte Wahrnehmung
Azubi Recruiting gerade bei vermeintlich unattraktiven Ausbildungsberufen gestaltet sich aufgrund verschiedener Faktoren herausfordernd. Erstens existieren in der Gesellschaft verbreitet falsche Vorstellungen von den Berufsbildern, wie fehlende Aufstiegsmöglichkeiten oder dass es sich um Männerberufe handelt. Zweitens bringen vor allem technische und soziale Berufe tatsächlich unangenehme Aspekte mit sich – von der körperlich anstrengenden Tätigkeit, über ungeregelte Arbeitszeiten bis zu einer lauten Arbeitsumgebung. Diese Faktoren sind mit der Work-Life-Balance der Generation Z kaum vereinbar. Sie müssen verstehen, wie die neue Generation tickt um Sie für Ihr Unternehmen zu begeistern. Lesen Sie dazu auch: „13 Tipps wie die Integration der Generation Z ins Unternehmen gelingt“. Drittens verstärkt der ungebremste Trend zum Studium die vorherrschende Tendenz.
Ursachen auf Unternehmensseite
Die Betriebe tragen ihren Teil zur aktuellen Situation bei. Sie unterschätzen die hohe Internetaffinität der jungen Generation und setzen beim Azubi Recruiting auf falsche Kanäle. Statt die Zielgruppen individuell anzusprechen, landen alle Vakanzen in einem Topf – von den Ausbildungsstellen bis zu den Jobprofilen, die Berufserfahrung fordern. Außerdem bilden mehr Betriebe wieder aus und kämpfen um dieselben Bewerber, meist mit wenig kreativen Methoden. Unternehmen mit einem schlechten Image als Arbeitgeber setzen fast alle Chancen auf gute Nachwuchskräfte aufs Spiel.
12 Maßnahmen für effektives Azubi Recruiting
Die Ursachenanalyse beweist: Azubi Recruiting ist für Unternehmen heute eine besondere Herausforderung, die sie mit durch gezielte Maßnahmen zu ihren Gunsten beeinflussen können. Nutzen Sie Strategien, die zu Ihrem Unternehmen passen und ziehen Sie auch eine Anpassung der Unternehmenskultur an die gegebenen Verhältnisse in Betracht. Denn je authentischer und direkter Sie die jungen Menschen ansprechen, umso erfolgreicher gehen Sie aus dem Kampf um Nachwuchskräfte hervor.
1. Karrierewebsite: zentrales Element im Azubi Recruiting
Die meisten Unternehmen veröffentlichen Vakanzen auf ihrer Jobwebseite. Da die Karriereseite Ihre Arbeitgebermarke präsentiert, sollte sie prominent mit der Startseite verlinkt sein. Idealerweise schaffen Sie einen Bereich für Azubis, der genau auf diese Zielgruppe zugeschnitten ist: Er zeigt den Ausbildungsplatz im Unternehmen, stellt Ansprechpartner vor und beschreibt konkrete Aufgaben sowie Verantwortungsbereiche von Azubis. Vergütung und Benefits für Azubis, wie flexible Arbeitsmodelle, Übernahmegarantien oder Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung sind unbedingt zu kommunizieren. Zusätzlich erhalten Interessenten Informationen zum Ablauf des Bewerbungsprozesses. Die Karriere-Website sollte so gestaltet sein, dass sie ihre Aufgabe als Bewerbermagnet erfüllt.
2. Azubi Recruiting: einfacher Einstieg in den Bewerbungsprozess
Junge Menschen nutzen das Internet ständig und überall. Eine mobil optimierte Website ermöglicht es dem Nachwuchs, während der Fahrt zur Schule oder am Wochenende freie Ausbildungsplätze zu recherchieren. Ist Ihre Karriereseite auf dem mobilen Endgerät nicht gut lesbar, haben Sie bereits verloren. Das gilt genauso für den Bewerbungsprozess. Ein digitales Bewerbermanagement hilft Ihnen dabei. Verzichten Sie zu Beginn auf viele Unterlagen, eine Kurzbewerbung sollte ausreichen. Nennen Sie einen persönlichen Ansprechpartner für Azubis, der verlässlich telefonisch erreichbar ist und kompetent informiert. Bieten Sie offensiv Schnupperpraktika an.
3. Azubi Recruiting über soziale Netzwerke
Nutzen Sie die Kanäle Ihrer Zielgruppe, etwa TikTok, Youtube oder Instagram. Richten Sie dort einen Unternehmensaccount ein und schalten Sie Recrutiing-Kampagnen mit Bild und Text. Lassen Sie Experten zu Wort kommen: Eine authentische Videobotschaft, wie aktuelle Azubis ihre Ausbildung empfinden, kommt gut an. Die Kosten bleiben überschaubar, da Sie nur für Klicks auf die Anzeige bezahlen. Eltern als Botschafter erreichen Sie übrigens am besten über Facebook. Auf Wunsch übernehmen externe Dienstleister im Full-Service die Einrichtung, Pflege und Personalmarketingaktivitäten Ihrer Social-Media-Auftritte.
4. Mitarbeiter werben Azubis oder Azubis werben Azubis
Gestalten Sie für Ihr Azubi Recruiting ein Prämiensystem, das Ihre Mitarbeiter zu einem Headhunter werden lässt und nutzen Sie damit die effektivste Form der Abwerbung zur Mitarbeitergewinnung. Erfahrungsgemäß empfehlen gute und zufriedene Mitarbeiter den besten Nachwuchs. Aktuelle Azubis, die gerne im Unternehmen arbeiten, sind die perfekten Multiplikatoren. Damit dieses System funktioniert, müssen Sie die Belegschaft regelmäßig daran erinnern. Stellen Sie das neue Konzept vor und erwähnen Sie es in Newslettern, auf Betriebsversammlungen oder im Rahmen von Marketing-Aktionen. Mitarbeiterempfehlungen gezielt für Recruiting nutzen – natürlich für alle Mitarbeiter sinnvoll.
5. Das Netzwerk ausschöpfen: Kammern und Verbände
Einschlägige Handwerkskammern oder die Industrie- und Handelskammern veranstalten regionale Lehrstellenbörsen. Nutzen Sie die Gelegenheit und präsentieren Sie sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb. Falls Speeddating mit Bewerbern angeboten wird, lassen Sie sich darauf ein. Manche Verbände verfügen über Kontaktbörsen, über die Sie Azubis anderer Betriebe zu Übernahme finden, wenn deren Lehrstelle gestrichen wird. Und bleiben Sie am Ball: Regelmäßige Weiterbildung im Bereich Recruiting und Mitarbeitermarketing helfen Ihnen, auf neue Entwicklungen passgenau zu reagieren.
6. Lehrstellenoffensive der lokalen Printmedien
Regionale Tageszeitungen oder Radiosender greifen das Thema Ausbildung immer wieder auf. So bieten manche den Unternehmen der Region kurz vor dem Ausbildungsstart an, sich und die freien Ausbildungsplätze vorzustellen. Für einen geringen Betrag oder völlig kostenlos. Zum Teil können Sie sogar ein umfassendes Unternehmensprofil auf deren Internetseite einstellen. Nutzen Sie diese Gelegenheit, Sie erreichen damit Eltern und Großeltern, die das Angebot an Ihre Kinder und Enkel weitergeben.
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Präzisieren Sie Ihre Rekrutierungsziele: Mit wenigen ausgewählten Fragen kann ich Ihre Situation besser verstehen und Ihnen gezielte Vorschläge für Ihre Personalsuche machen.
7. Online-Stellenbörsen: die passende Plattform wählen
Für Ihr Azubi Recruiting stehen Ihnen mehrere, teils kostenlose Online-Plattformen zur Verfügung. Die Stellenbörse der Arbeitsagentur ist an erster Stelle zu nennen. Sie verfügt über die größte Reichweite, die Anzeigen erscheinen auch bei anderen Netzwerkpartnern und das Angebot ist für Unternehmen kostenlos. Google Jobs erhebt ebenfalls keine Gebühren und bei Indeed zahlen Sie nur für Klicks auf Premium-Anzeigen. Idealerweise nutzen Sie auch Azubi-Stellenbörsen wie Ausbildung.de oder aubi-plus.de. Für Veröffentlichungen auf gängigen Stellenportalen wie bspw. Stepstone zahlen Sie für die Nachwuchsrekrutierung nur einen Bruchteil des regulären Anzeigenpreises. Mit Multiposting schalten Sie generell Stellenanzeigen günstig und sparen bis zu 70 Prozent.
8. Tag der offenen Tür – exklusiv für Azubis
Stellen Sie Ihre Ausbildungsberufe vor. Um den Aufwand zu begrenzen, können Ihre Azubis den Tag mitgestalten. Sie können den Besuchern einen besonders authentischen Eindruck vermitteln. Idealerweise führen Führungskräfte und Azubis gemeinsam durch die Firma, Eltern sollten punktuell Einblick erhalten. Interessierte Teilnehmer können sich im Anschluss an einer Azubi-Tätigkeit versuchen und ihr Talent beweisen. Bei einem kleinen Snack und Erfrischungsgetränken beantworten Sie die Fragen der Besucher. Bieten Sie allen Interessenten ein Schnupperpraktikum an und halten Sie Kontakt, zum Beispiel über einen speziellen Azubi-Newsletter.
9. Anzeigen und Flyer in Wochenblättern
Nutzen Sie Wochenblätter, um Ihre Botschaft zu verbreiten. Hier können Sie zwischen einer Anzeige oder einer eigenen Beilage wählen. Die Preise sind moderat und Sie zeigen regionale Präsenz. Machen Sie die Leser auf Ihre Ausbildungsstellen aufmerksam, indem Sie zu einem Tag der offenen Tür einladen oder ein Schnupperpraktikum anbieten. Für Wochenblätter interessieren sich in der Regel die Eltern und Großeltern der künftigen Azubis. Berücksichtigen Sie diese Gruppe als Multiplikatoren. Mit der richtigen Strategie lassen sich in Printmedien Kandidatenschätze finden.
10. Azubi Recruiting im Unternehmen
Neben der Karrierewebsite verfügen Betriebe über Recruiting Potenzial, das häufig brach liegt. Alle kostenfreien Werbeflächen und Gelegenheiten gilt es zu berücksichtigen. Sie können Hinweisschilder im Eingangsbereich oder auf Lieferwägen anbringen und der E-Mail-Signatur hinzufügen. Manche Unternehmen stellen Plakatwände mit offenen Stellen und Ausbildungsplätzen auf dem Firmengelände auf. Weisen Sie Geschäftspartner und Kunden mit Flyern auf Vakanzen hin. Nennen Sie dabei unbedingt einen Ansprechpartner.
11. Messen für Azubis und Bildungsmessen
Solche Veranstaltungen bieten die perfekte Gelegenheit, sich als attraktiver Arbeitgeber in der Region zu positionieren. Viel wichtiger als ein großer Messestand ist dafür Ihre Präsenz. Sie stärken Ihre Arbeitgebermarke und stehen mit der Zielgruppe im direkten Kontakt. Hinterlassen Sie einen positiven Eindruck, stahlt er auf Ihr gesamtes Unternehmen, Ihre Produkte und Dienstleistungen ab. Auch hier gilt: Halten Sie die Verbindung mit jedem Kontakt, sprechen Sie beispielsweise Folgeeinladungen aus oder laden Sie zum Tag der offenen Tür ein. Jobmessen sind generell für Mittelständler lohnenswert.
12. Azubi Recruiting vor Ort: Schulen
Präsentieren Sie in den Schulen Ihr Unternehmen, Ihre Produkte und Dienstleistungen und zeigen Sie Ihre Vorzüge als Ausbildungsbetrieb. Damit die Aktion wirkungsvoll ist, sollten Sie auf spielerische Elemente setzen. Ein aktueller Azubi kann seine Erfahrungen am ehrlichsten und klarsten vermitteln. Er kann gut auf die speziellen Fragen der jungen Generation eingehen und fungiert als Botschafter Ihrer Arbeitgebermarke. Verteilen Sie Azubi-Flyer, machen Sie Folgeangebote, wie Schnupperpraktika und stellen Sie sich für ein Kennenlerngespräch mit den Eltern zur Verfügung. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit für ein Sponsoring mit Gegengeschäft: Sie unterstützten ein Schulprojekt und nutzen im Gegenzug kostenlos eine prominente Werbefläche für Ihr Azubi Recruiting.
Fazit
Azubi Recruiting gilt zurecht als eigene Disziplin, die nicht mit der allgemeinen Suche nach Mitarbeitern vermischt werden sollte. Künftige Nachwuchskräfte haben andere Erwartungen und Bedürfnisse, die Sie in Zeiten eines leergefegten Bewerbermarktes zwingend berücksichtigen müssen. Nutzen Sie die Expertise Ihrer Marketing- und Vertriebsspezialisten und schnüren Sie ein ganzes Maßnahmenpaket ohne steuernde Recruiting Kennzahlen aus dem Auge zu verlieren. Denken Sie auch an Benefits, speziell für Azubis. Lesen Sie dazu auch meinen Artikel: „Mitarbeiter-Benefits: Kreative Ideen für kleine Budgets”. Und denken Sie daran, dass das Marketing nicht mit dem ersten Ausbildungstag endet. Begeistern Sie Ihre Azubis beim Onboarding, am besten jeden Tag und trotzen Sie dem Fachkräftemangel, indem Sie den Nachwuchs zu treuen Mitarbeitern aufbauen.
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